Der YouTube-Channel “Games As Literature” startet mit einer reichlich absurden Frage ins Jahr 2016: Ist Interaktivität wirklich wichtig fĂĽr Spiele? Schon am bloĂźen Unterfangen, die definierende Eigenschaft des Mediums infrage zu stellen, lässt sich erkennen, dass der Kanal sich ĂĽblicherweise stark auf erzählende Titel konzentriert. Doch obwohl auch diesmal ausschlieĂźlich storylastige Spiele wie The Last of Us oder The Walking Dead als Beispiele angefĂĽhrt werden, wird bereits nach wenigen Minuten klar, dass sich der Meinungsbeitrag eindeutig pro Interaktivität und Gameplay ausspricht.
Seltsam ist es dennoch, dass immer wieder gerade diejenigen Spiele genannt werden, fĂĽr deren Ablauf der Spieler kaum eine Rolle spielt. Ein Kampagnendurchlauf von Call of Duty wird fĂĽr jeden Spieler exakt gleich sein. Bei The Last of Us mag es kleinere Abweichungen im Vorgehen in den einzelnen Abschnitten geben. Wirklich bedeutsam fĂĽr die Gesamterfahrung sind diese jedoch nicht. Und auch wenn The Walking Dead immer wieder mit seinen weitreichenden Story-Entscheidungen prahlt, so sind diese letztlich – zwecks Gewährleistung einer vernĂĽnftigen und konsistenten Geschichte – weniger Einflussreich als es den Anschein hat und bringen eine Reihe weiterer Probleme mit sich.
In diesen Spielen ist die Interaktivität tatsächlich bloĂź das “Gimmick”, das sie laut obigem Video nicht sein kann und darf. Sie ist kein “unabdingbarer und einzigartiger Teil der Erfahrung”, sondern trivial bis kaum noch vorhanden. Und genau das ist der Grund, warum viele moderne Videospiele so gut als “Let’s Plays” – und auch dieses Phänomen wird im Video angesprochen – funktionieren. Das bloĂźe Ansehen reicht aus, um einen GroĂźteil des Werkes zu erfassen. Stellenweise, wenn das Gameplay lediglich noch als nerviger Störfaktor zwischen den Storyfortschritten fungiert, wird es die Qualität des Gesamtprodukts sogar steigern.
Ein Grund, warum ein Spiel als Let’s-Play-Erfahrung funktionieren kann, besteht also darin, dass es kaum bis wenig Wertigkeit aus seinem Gameplay zieht.
Oder um es mit Warren Spector zu sagen:
If the puppet on the screen is the important thing to you, just go make a movie. […]
The key to the future of gaming lies in moving away from the ways in which we are like other media.
Posted by Fabian Fischer 
