Planbarkeit und (Vor-)Spiel-Entscheidungen

October 11, 2019

Die Möglichkeit zur Vorausplanung der eigenen Aktionen ist ein zentrales Element, auf dem die Faszination vieler Spiele basiert. Thomas Grip von Frictional Games bezeichnet sie sogar als Hauptgrund dafür, dass sich Gameplay gut anfühlt. Einleuchtend ist das spätestens beim Blick auf die Alternative. Ein Spiel ohne jede Planbarkeit versinkt zwangsläufig im Zufallschaos. Statt interessanter Entscheidungen stellen sich Gefühle der Machtlosigkeit und Apathie ein. Wozu handeln, wenn ich ohnehin keine Ahnung habe, wohin es führt?

Doch wie so oft ist das andere Extrem kaum weniger problematisch. Ein absolut vorhersehbares System bietet, sobald der perfekte Plan gefunden ist, ebenfalls keine echten Entscheidungen mehr. Das Gameplay gleicht dann eher einem – bestenfalls möglichst effizienten – Abarbeiten des im Vorhinein berechneten “richtigen Weges”.

Es ist ein Balanceakt. Im Idealfall schmieden Spieler permanent Pläne, werden bei deren Ausführung jedoch regelmäßig durch behutsam eingesetzte, unvorhergesehene Elemente gestört und so zur Anpassung und Neuplanung gebracht. In diesem Wechselspiel aus Planbarkeit und “Willkür” bleibt ein System dauerhaft interessant.

Nun gibt es Spiele, die sich in eine Planungs- und eine Ausführungsphase aufteilen lassen. Entscheidungen werden dabei in der Regel in beiden getroffen, sind jedoch gänzlich unterschiedlicher Natur. Diese Form der Aufspaltung samt potenzieller Vor- und Nachteile, je nach erwünschter Spielerfahrung, soll im Folgenden diskutiert werden.

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Artifact vs. Auto Chess: Gute Leitern haben Sprossen

February 21, 2019

Artifact, das “Dota-Kartenspiel” von Valve, hat extrem zu kämpfen. Die Anzahl der maximal zur gleichen Zeit aktiven Spieler ist deutlich unter 1000 gesunken. In den weniger belebten Modi lassen sich praktisch keine Matches mehr finden. Auch auf Twitch kommt das Spiel meist auf kaum mehr als 100 Zuschauer.

Ganz anders Auto Chess. Die Dota-Mod eines kleinen chinesischen Teams erfreut sich immenser und wachsender Beliebtheit bei mehreren hunderttausend parallelen Spielern. Auch viele erfolgreiche Kartenspiel-Streamer sind bereits umgestiegen. Entsprechend ist es kein Wunder, dass Valve längst aufmerksam geworden ist. Das potenzielle Adoptivkind könnte dem Eigengewächs also bald auch intern völlig den Rang ablaufen.

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