Sorcery für iOS: Eine Gamebook-Revolution

May 3, 2013

Sorcery

In den 80er-Jahren erschienen vier Spielbücher unter dem “Sorcery”-Banner als Ableger der weltberühmten Reihe “Fighting Fantasy”. Autor war kein geringerer als Gamebook-Legende – und nebenbei Mitbegründer von Games Workshop – Steve Jackson. Nun wurde das erste der vier Bücher von “inkle Studios” für iOS neu aufgelegt. Dabei handelt es sich jedoch um alles andere als eine bloße Übertragung des Buchtextes auf die digitale Plattform.

Nicht nur, dass die Textpassagen und Auswahlmöglichkeiten wunderbar in Szene gesetzt werden: die überragende Buch-Engine kennt man schließlich auch schon von inkles Umsetzung von “Frankenstein”. Zusätzlich hat man beim Entwickler ein komplett neues Kampfsystem – inklusive prozedural generierter Textfetzen – erdacht und eine atemberaubende dreidimensionale Kartenansicht implementiert, auf der ebenfalls zahlreiche Entscheidungen getroffen werden dürfen. Selten hat das Modewort “Polish” so gut auf ein digitales Produkt gepasst, wie hier. Kaum vorstellbar, dass die Entwickler – neben den neuen Inhalten – bereits Ideen für einige “Überraschungen” technischer Natur für die bald erscheinenden Umsetzungen der weiteren drei Bücher bereithalten. Die bisherigen digitalen Gamebook-Marktführer von Tin Man Games sollten sich schonmal warm anziehen.

Trotz der mit 1-2 Stunden ziemlich kurzen Spielzeit – die man aufgrund der duch die getroffenen Entscheidungen teils dramatisch abweichenden Abläufe aber durchaus mehrfach durchleben sollte – lohnt es sich, die wenigen geforderten Euros zu investieren, um sie auf keinen Fall zu verpassen: Die Zukunft der Gamebooks.


Versu: Interactive Fiction mit KI

March 17, 2013

Heimlich, still und leise – zumindest in Gamer-Kreisen weitgehend unbemerkt – haben die Second-Life-Macher Linden Lab vor einigen Tagen Versu im App Store veröffentlicht. Wohlgemerkt in der Kategorie “Bücher”.

Was ist Versu?

Bei Versu handelt es sich um die versuchte Neuerfindung der interaktiven Fiktion. Grundsätzlich klickt sich der Spieler durch eine ausgewählte (Kurz-)Geschichte und hat immer wieder die Wahl, etwas zu sagen, zu tun oder eben auch nicht. Während es bei bekannten Vertretern dieser Gattung (z.B. Choose-Your-Own-Adventure-Büchern) oftmals ohnehin beinahe nur in eine Richtung geht bzw. die Handlungsstränge nach bestimmten Entscheidungen strikt roman-artig vorgegeben sind, will Versu damit beeindrucken, dass die Charaktere, die nicht vom Spieler gesteuert werden, mit Hilfe einer “sozialen künstlichen Intelligenz” auf diesen reagieren. Zudem kann (fast) an jeder beliebigen Stelle eingegriffen werden, ob die NPCs ausgeredet haben oder nicht. Andererseits wird auch ganz ohne eigenes Eingreifen die Handlung weitergesponnen.

Gutes

Tatsächlich entwickelt sich im Verlauf einer Versu-Story eine hochinteressante Gruppendynamik, in der sich diverseste Anti- sowie Sympathien durch die Interaktionen zwischen den Charakteren entwickeln. Auch kann sich eine längere Handlung mit mehreren Charakteren – wobei jeder potenziell vom Spieler bzw. der KI kontrolliert werden kann – in verschiedenste Richtungen entwickeln und lädt zum mehrfachen Durchspielen ein. Kostenlos gibt es übrigens zwei kurze Einstiegsplots und die Schauergeschichte “The House On The Cliff”, in der eine ,zufällig aus einer ganzen Reihe illustrer Charaktere zusammengestellte, vierköpfige Gruppe in einem Geisterhaus landet. Letzere ist mit Abstand das interessanteste und vielseitigste der drei Start-“Bücher”.

Ungutes

Nach spätestens fünf Durchgängen ist jedoch auch bei der Horror-Story erstmal die Luft raus und man hat mehr oder weniger alles ausprobiert und gesehen. Dies liegt zwar in der Natur des geschichtenerzählenden Mediums, jedoch ist selbst die im Spiel als “lange” Geschichte bezeichnete Handlung nicht wirklich komplex oder ausufernd. Man darf gespannt sein, ob sich beim Entwickler da in Zukunft noch mehr in Richtung “Epik” getraut wird (übrigens ist auch ein Editor für eigene Geschichten angekündigt, vielleicht helfen also auch die potenziellen Fans aus). Die einzige momentan zusätzlich verfügbare und ebenfalls “lange” vierte Story kostet übrigens knappe fünf Euro, was für 2-3 Stunden – vor allem im App Store – schon relativ viel verlangt ist.

Abwarten und Tee trinken

Letztlich ist Versu zumindest ziemlich interessant und für Lau ist absolut nichts gegen einen Blick in die ersten drei Plots einzuwenden. Ob überhaupt etwas und was genau da in Zukunft noch kommt, hängt natürlich auch vom Erfolg ab. Zunächst scheint der Preis der zusätzlichen Story für App-Store-Verhältnisse etwas zu hoch, um die Vermutung größerer Verkaufszahlen zuzulassen. Schön wäre es natürlich trotzdem, wenn der Entwickler für diese mutige und innovative Veröffentlichung belohnt werden würde.

Also, erstmal abwarten und Tee trinken – so wie die Protagonisten in der Tutorial-Story… natürlich nur, wenn man es denn auch so will.


King Of Dragon Pass und interaktives Storytelling

March 10, 2013

King Of Dragon Pass erschien 1999 für PC sowie 2011 mit etwas mehr Feinschliff auch für iOS und ist möglicherweise nach wie vor das (Video-)Spiel, das die dynamische Generierung interaktiver Geschichten am besten von allen – ohnehin raren – Vertretern dieser Richtung umsetzt. Entwickelt wurde das Spiel übrigens unter der Leitung von David Dunham, der momentan führend an der Entwicklung des iPad-Wargame-Hits Battle Of The Bulge beteiligt ist. Gemeinsam haben beide Spiele jedoch nur wenig.

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Digitale Brett- und Kartenspiele: Der Rest

August 31, 2012

Im vierten und vorerst letzten Teil der Reihe (Teil 1, Teil 2, Teil 3) geht es um den gesamten Rest. Damit sind diejenigen digitalen Umsetzungen von Brett- und Kartenspielen gemeint, die in den drei ersten teilen noch nicht empfohlen wurden. Dennoch sind auch alle folgenden Adaptionen kostenlos verfügbar und mit Computergegnern ausgetattet.

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