In kaum ein Spiel habe ich auch nur ansatzweise so viel Zeit versenkt wie in Gwent – und das bereits wĂ€hrend der Betaphase. Die GrĂŒnde sind bei nĂ€herer Betrachtung recht leicht auszumachen. Das Witcher-Kartenspiel folgt vielen Game-Design-Prinzipien, die in den letzten Jahren auf dieser Webseite besprochen wurden. Beispiele gefĂ€llig?
Review-Review: Destiny 2 (IGN)
September 22, 2017Eine weitere Kritik an der Kritik. Diesmal am IGN-Review zu Destiny 2.
BegrĂŒĂt werden wir in der Video-Rezension nicht etwa vom Tester selbst, sondern zunĂ€chst von Dominus Ghaul. Seinem Namen entsprechend handelt es sich bei dem breitschultrigen Stahlschrank (der etwas an einen Space-Marine erinnert, dem beim Anpinseln seiner RĂŒstung die Farbe ausgegangen ist) natĂŒrlich um den Bösewicht des Titels. Entsprechend raunt er uns auch gleich ein tiefer gepitchtes “Willkommen in einer Welt ohne Licht!” entgegen. Wow! Einfach sowas von richtig böse, der Kerl!
Galak-Z: Beispielhafte Emergenz
November 13, 2015Vor wenigen Wochen erschien Galak-Z fĂŒr PC und Playstation 4. Im Grunde handelt es sich um ein solides, aber nicht weiter spektakulĂ€res Roguelike-“Shoot ’em up” aus der Vogelperspektive. Mit Laserkanone und Raketen ausgerĂŒstet geht es von einem Dogfight zum nĂ€chsten. Das eigene Raumschiff lĂ€sst sich dazwischen mit in den zufallsgenerierten Levels zu findenden Upgrades verbessern. Das Spiel ist in fĂŒnf Kapitel mit steigendem Schwierigkeitsgrad unterteilt, die gewissermaĂen als langfristige Speicherpunkte dienen und dafĂŒr sorgen, dass erfahrene Spieler nach dem virtuellen Ableben nicht wieder ganz von vorn anfangen mĂŒssen und unterfordert werden, sondern direkt in höheren Stufen einsteigen können.
ErwĂ€hnenswert aus Game-Design-Sicht wird das Comic-Weltraumspektakel ab Kapitel 2. Ab diesem Zeitpunkt ist es dem Spieler möglich, jederzeit zwischen Raumschiff- und Mech-Form zu wechseln. In letzterer wird aus dem stark an einen X-Wing erinnernden Raumgleiter kurzerhand ein Roboter mit Armen, Beinen, DĂŒsenantrieb und – wie könnte es anders sein – einem Laserschwert. Aus dem Shooter wird ein “Hack and Slay”. Beide Spielarten befinden sich ab diesem Zeitpunkt im stĂ€ndigen Wechsel. Je nach Situation ist es manchmal sinnvoller, in den Nahkampf zu gehen, und in anderen FĂ€llen, die Gegner aus der Ferne zu beackern. Allein aus dem innerhalb von Sekundenbruchteilen möglichen Umschalten ergeben sich so enorm viele Kombinationsmöglichkeiten.
Doch das wohl interessanteste Feature des Mechs ist der Greifarm, mit dem sich Gegner kurzzeitig packen und heranziehen lassen, sodass sie sich unmittelbar in Schwertreichweite befinden. Zwar befreien sie sich nach wenigen Sekunden, doch zuvor können sie auch manuell weggeschleudert werden – beispielsweise in andere feindliche Schiffe hinein, wodurch wiederum beide Schaden nehmen. Doch damit nicht genug. Im Weltraum treiben zahllose Asteroiden umher, die sich natĂŒrlich ebenfalls greifen und zum nĂ€chsten Gefecht mitbringen lassen. Es ist sogar möglich, den Schiffsantrieb frĂŒhzeitig auszuschalten, sich hinter den Felsbrocken zu verstecken und so besonders gefĂ€hrliche Konfrontationen zu vermeiden.
In den “Dungeons” des Spiels, die durch Raumstationen oder eng verwinkelte Höhlensysteme abgebildet werden, existieren diverse weitere Umgebungselemente, mit denen auf diese Weise interagiert werden kann: Explosive Container löschen beispielsweise ganze Feindesgruppen auf einmal aus, freiliegende Stromleitungen deaktivieren – bei Unachtsamkeit gerne auch die eigenen – Schilde, Gasleitungen lassen sich beschĂ€digen und so spontan zu Quasi-Barrieren im Level machen. Nochmals kombinatorisch interessanter wird dies alles, wenn die drei verschiedenen feindlichen Fraktionen ins Spiel kommen, die sich regelmĂ€Ăig zufĂ€llig im Level begegnen und gegenseitig angreifen. Alternativ kann natĂŒrlich durch gezielte “Lockrufe” nachgeholfen werden.
In einem Wort: Emergenz. Die Vielfalt der Kombinationsmöglichkeiten seiner Spielmechanismen ist es, die Galak-Z Tiefe verleiht und zu weit mehr als “einem weiteren Space-Shooter” macht. Dank einer relativ simplen Steuerung und klarer Regeln (exemplarisch: vier Hitpoints statt zehntausend) bleibt der initiale Lernaufwand ebenfalls im Rahmen, womit auch der Leitspruch der Eleganz (“Easy to learn, hard to master”) ErfĂŒllung findet. NatĂŒrlich handelt es sich im Kern nicht um Hexenwerk oder gar ein revolutionĂ€res Spielprinzip. Dennoch beweist der Titel von 17-Bit, die zuvor schon fĂŒr das ordentliche Skulls of the Shogun verantwortlich zeichneten, was auch aus bewĂ€hrten Genres noch herauszuholen ist, wenn einige zentrale Game-Design-Prinzipien (hier insbesondere Emergenz, Transparenz und Eleganz) konsequent befolgt werden.
Auro: Ein Design wie ein Uhrwerk
February 21, 2015Nach mehr als vier Jahren in der Entwicklung ist das Ende letzten Jahres bereits fĂŒr Android erschienene Auro: A Monster-Bumping Adventure von Dinofarm Games (100 Rogues) nun auch fĂŒr iOS verfĂŒgbar. UnzĂ€hlige Design-Iterationen hat der Titel mittlerweile durchlaufen. Aus dem minimalistischen Roguelike von einst ist ein fundamental neuartiges Spielprinzip entstanden. Nun versucht der rundenbasierte Taktik-“Schubser”, fĂŒr dessen Regelwerk primĂ€r Game-Design-Vordenker Keith Burgun verantwortlich zeichnet, also gleich in mehrfacher Hinsicht die Gaming-Landschaft zu revolutionieren. Ob das auch gelingt, soll im Folgenden auf Basis mehrjĂ€hriger Betatest-Erfahrungen und insgesamt tausender Partien, davon zighundert seit dem offiziellen Release, beurteilt werden.
Review-Review: The Evil Within (Gamespot)
October 27, 2014Vorsicht, dieser Beitrag kann Spuren von Sarkasmus enthalten!
Genau wie ein GroĂteil der kreativen Köpfe des Mediums befindet sich auch die Videospielepresse in einem anhaltenden Zustand der Verwirrung bezĂŒglich IdentitĂ€t und Einordnung des Mediums. Zur Veranschaulichung der Problematik wird im Folgenden die Video-Rezension von Gamespot zu The Evil Within einer Analyse unterzogen.
Ludite Sam rezensiert Auro
October 5, 2014I want to talk to you about a game where what you do is actually unlike anything else Iâve ever played.
In seiner ausfĂŒhrlichen Analyse des kĂŒrzlich fĂŒr Android erschienenen (bald auch fĂŒr iOS und PC kommenden) Auro: A Monster-Bumping Adventure geht Ludite Sam auf alle wichtigen Game-Design-Errungenschaften des taktischen Dungeon-Crawlers ein. Der enorm starke Kernmechanismus des “Bumping” und dessen VerknĂŒpfung zu jedem einzelnen Spielelement wird – unter dem von Lead-Designer Keith Burgun geprĂ€gten Begriff des “Clockwork Design” – ebenso hervorgehoben wie das innovative und durchdachte Scoring-System, das dafĂŒr sorgt, dass die spektakulĂ€rsten und interessantesten ZĂŒge auch stets die spielmechanisch optimalsten sind. Zudem wird die Einzigartigkeit Auros als ernsthaft “kompetitives Single-Player-Spiel” hervorgehoben. Als solches funktioniert es schlieĂlich nur dank eines Elo-artigen Ranking-Systems, das den Schwierigkeitsgrad stets an die FĂ€higkeiten des jeweiligen Spielers anpasst.
Wer mehr Details will, sollte unbedingt reinlesen!
In a way, Auro is like a statement: “This is what video games could be.”
Watch_Dogs: RPS schreibt Klartext
May 27, 2014Heute erscheint mit Watch_Dogs das wohl meiĂterwartete AAA-Game des Jahres. Der Hypeaufbau bis zum heutigen Tag war unermesslich. StĂŒndlich wurden neue Informationen und Videoschnipsel “geleakt”. SelbstverstĂ€ndlich dominiert der Titel bereits seit LĂ€ngerem die (Vor-)Verkaufscharts bei Steam. Nun darf die Presse also rezensieren.
Graham Smith von Rock, Paper, Shotgun findet dabei erstaunlich klare und ehrliche Worte. Schon der erste Absatz seines Reviews ist ein wahres Feuerwerk der kritischen Analogien, mit denen er nicht nur Ubisofts neuste “Offenbarung” abwatscht, sondern 90 % aller sogenannten “Sandbox-Spiele” gleich mit:
Eines Tages wirst du dir eine groĂe Packung mit mehreren kleinen TĂŒten unterschiedlicher Sorten Kartoffelchips kaufen. Vielleicht, weil du auf eine Party gehst, vielleicht weil du Geld sparen musst. Die enthaltenen Geschmacksrichtungen werden dich nicht sonderlich ansprechen, jeder Bissen wird sich ein wenig zu weich und nicht wirklich frisch anfĂŒhlen und die einzelnen TĂŒtchen werden zu 90 % aus Luft bestehen, aber immerhin wirst du Trost darin finden, eine groĂe Auswahl zu haben.
Willkommen bei Watch_Dogs, dem neusten Videospiel von Ubisoft.
GroĂartig, nicht wahr? Nach einigen AbsĂ€tzen der Spielbeschreibung kommt das Fazit aber mindestens genauso gut:
Die Stadt ist wunderschön. Ich genieĂe, Zeit in der offenen Welt zu verbringen. Die Architektur, die Details, die Musik im Radio, die nachgebauten StraĂen, die Windeffekte, der Verkehr, die FuĂgĂ€nger… all diese Kunst. Ist das nicht die magische 90-%-Wertung? Ist Watch-Unterstrich-Dogs zu teuer, um es zu hassen?
Dann erinnerte ich mich. Diese Dinge machen kein Spiel aus. Das Spiel besteht aus einer hakeligen Steuerung, die mich regelmĂ€Ăig desaströse Dinge tun lĂ€sst, die ich gar nicht tun wollte; aus inkonsistentem interaktiven Welt-Design; aus einem Deckungssystem, das mich an Dekorationen hĂ€ngen bleiben lĂ€sst oder falsch rĂ€t, wohin ich mich bewegen will. Das Spiel besteht aus “insta-fail”-Schleichmissionen, Wellenverteidigungs-Missionen, Begleitschutzmissionen, Missionen, in denen die Dialoge und die Ziele nicht zueinander passen. Das Spiel stĂŒrzte fĂŒnfmal ab, zweimal davon musste ich sogar neu booten, bevor es wieder lief. Das Spiel ist restriktiv und nutzt die Möglichkeiten der offenen Stadt und der Hacking-Mechanik nicht aus. Checkpoints zwingen mich dazu, mir Zwischensequenzen mehrfach anzusehen oder Routine-Sequenzen nach jedem Tod zu wiederholen.
ScheiĂ-Unterstrich-drauf!
In diesem Sinne: Vielen Dank, Herr Smith, fĂŒr einen weiteren Schritt in die richtige Richtung. Es wird Zeit, dass die breite(!) Ăffentlichkeit versteht, was Spiele ausmacht. Wie die Rezension korrekt feststellt, ist das definitiv nicht audiovisuelles Spektakel, sondern bedeutsame, tiefe und flĂŒssige Interaktion. Soviel zu “Next Gen”.
Brett- und Kartenspiele auf dem iPad #2
November 7, 2012Wertungsskala: 1 (sehr schlecht) bis 10 (hervorragend)
Wertungssyntax: Gesamtwertung (Spielwertung/Appwertung)
Seit Teil 1 sind einige Neuerscheinungen auf der primĂ€ren digitalen Brett- und Kartenspiel-Plattform hinzugekommen. Daneben habe ich einige bisher ausgelassene “App-Klassiker” nachgeholt.