“Hand in hand, take flight across seven realms, solve mysteries, help others, make friends, and create enriching memories together.”
2012 veröffentlichte thatgamecompany Journey und wird dafür bis heute mit Recht gefeiert. Schließlich handelt es sich um einen Vorreiter der Ausprägung von Spielen als interaktiv erfahrbare narrative Erfahrung. Nun erschien mit Sky: Children of the Light der Quasi-Nachfolger zunächst für iOS. Wieder wird eine intensive emotionale Erfahrung versprochen, diesmal mit einem größeren Fokus auf den Multiplayer.
Es war tragisch als die Entwicklung von Aerena, einem der Spiele des Jahres 2014, eingestellt wurde. Mittlerweile hat Cliffhanger Games die Server endgültig abgeschaltet. Grundsätzlich ergibt die Idee eines rundenbasierten MOBAs mit allerlei Helden und Spezialfähigkeiten zumindest auf dem Papier jedoch nach wie vor Sinn. Schließlich kann, im Gegensatz zu den großen Echtzeit-Vorbildern (LoL, DotA), jeglicher Twitch-Skill außen vor gelassen und der Fokus ganz auf die Entscheidungen der Spieler gelegt werden.
Im weiteren Verlauf dieses Jahres schickt sich nun ein neuer Titel an, den verwaisten Thron der Taktik-MOBAs zu erobern: Atlas Reactor. Im Gegensatz zu Aerena treten hier zwei Viererteams gegeneinander an und jeder Spieler übernimmt nur einen Charakter. Durch stets simultanes Ziehen aller Beteiligten soll die “Downtime”, in der auf andere Spieler gewartet werden muss, minimiert werden.
Auf den ersten Blick sind zwei Warnsignale auszumachen, warum dieses Unterfangen scheitern könnte: Erstens stecken hinter dem Titel die MMO-Riesen von Trion (Rift, Archeage), die bei kritischen Spielern vor allem für ihre fragwürdigen Geschäftsmodelle (Stichwort “Pay To Win”) berüchtigt sind. Allerdings kann hierbei seit einigen Wochen vollständige Entwarnung gegeben werden, denn das vergleichsweise kleine Team hinter Atlas Reactor kündigte an, ähnlich wie Blizzards Overwatch auf ein “Buy-to-play”-Modell zu setzen. Somit sollten jegliche Free-to-play-Querelen aus dem Weg geräumt sein.
Das zweite potenzielle Problem liegt im Gameplay selbst begraben – nämlich in den erwähnten gleichzeitigen Zügen aller Spieler. Dieses Prinzip führt zwangsläufig Zufall, Ratespiele und Chaos ins System ein, worunter die strategische Tiefe leidet. Mit einem recht cleveren Phasen-System, das in obigem Video vorgestellt wird, umgeht das Spiel jedoch zumindest die offensichtlichsten Probleme diesbezüglich.
Aktuell befindet sich Atlas Reactor in einer “Early-Access”-Beta, in die sich jederzeit eingekauft werden kann. In den nächsten Monaten soll dann der offizielle Launch folgen. Reinschauen lohnt sich schon jetzt. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Spielerzahlen sich besser entwickeln als im Falle von Aerena. Genügend Marketing-Budget dürfte diesmal vorhanden sein.
Die Grundausrichtung von Supercells neuestem Mobile-Hit Clash Royale ist vielversprechend. Im Prinzip handelt es sich um Echtzeitstrategie ohne all die Dinge, die im typischen RTS-Design Probleme machen. So ist etwa die Bedeutung von Präzision und Schnelligkeit beim Ausführen der Aktionen stark eingeschränkt, sodass die eigentlichen strategischen Entscheidungen nicht von reinen Geschicklichkeitsübungen dominiert werden. Auch die ökonomische Seite fällt deutlich geradliniger aus als bei anderen Genre-Vertretern. Es gibt erfreulicherweise keine repetitiven Makro-Routinen. Der Basisbau glänzt – bis auf die Verteidigungsanlagen – durch Abwesenheit und wird durch eine einzige, sich stetig automatisch ansammelnde Ressource (“Elixir”) ersetzt. Das “Abpausen” der immer gleichen “Build-Order” in jeder Partie entfällt somit ebenfalls.
Andrew Vestal erläutert kleinteilig, warum diese Szene aus dem neuesten Ableger der Call-of-Duty-Reihe zu den lächerlichsten gehört, die jemals in Videospielen zu sehen waren.
Caryl Shaw spricht Probleme des “Free-to-play”-Geschäftsmodells so direkt an, wie es leider nur sehr selten der Fall ist. Sie habe während ihrer Zeit in der F2P-Industrie zum Teil nachts nicht schlafen können, weil es sich derart falsch angefühlt habe. Sie wolle endlich wieder “vollständige” Spiele machen, die einer kritischen Analyse standhalten und von den Spielern ohne bitteren Beigeschmack genossen werden können. Eine schöne Erkenntnis ganz im Sinne der Kunst.
Ludite Sam erklärt, was ein gutes “Partyspiel” auszeichnet, warum das gar nicht so weit von einem “guten Spiel” entfernt sein muss und wie sich Nintendo (insbesondere mit Mario Kart und Super Smash Bros.) in diesem Bereich schlägt. Dabei geht er auch auf den Unsinn ein, der hinter “Catch-up”-Mechanismen steckt und hinterfragt die Idee, dass ein Spielen “zum Spaß” von dem “für den Sieg” strikt voneinander getrennt werden müssen.
Keith Burgun sprach im ersten Teil vor Kurzem die kulturellen Probleme an, welche die Glorifizierung von Gewalt mit sich bringt. Im zweiten Artikel zum Thema geht es um negative Game-Design-Implikationen, die eine gewalthaltige Thematik häufig nach sich zieht. Da wäre die Direktheit und damit in der Regel auch die Geistlosigkeit der Interaktion. Zudem wird Komplexität und somit Interessantheit – insbesondere beim typischen “Töten” von Akteuren – im Spielverlauf eher reduziert als aufgebaut. Insgesamt stellt sich eine Gewalt-Thematik darüber hinaus als stark limitierend im Bezug auf die kreative Freiheit des Designs heraus.
Sam Coster von Butterscotch Shenanigans erläutert anhand persönlicher Erfahrungen, wie das “Free-to-play”-Geschäftsmodell Entwickler und Spieler in einen horrenden Widerspruch zueinander stellt, direkt die potenzielle Qualität des Game-Designs mindert und somit letztlich allen Beteiligten schadet.
Soren Johnson sprach auf der diesjährigen GDC über den in seinen Augen zentralen Unterschied zwischen Brett- und Videospielen: Transparenz. Was können Designer digitaler (Strategie-)Spiele aus dieser Eigenschaft lernen? Wie hängt das Ganze mit Eingabe- beziehungsweise Ausgabe-Zufall (bei Johnson “Pre-Luck” und “Post-Luck”) zusammen? Und was ist von “90000 Hitpoints” zu halten? Reinschauen lohnt sich!
Zu Beginn einer Vorlesungsreihe, die er 2007 an der Universität von Texas hielt, sprach Warren Spector (Ultima Underworld, System Shock, Deus Ex) über seine Design-Prämisse: Der Fortschritt des Mediums Spiel sei geknüpft an das Erkennen und das Ausnutzen derjenigen Eigenschaften, die Spiele von allen anderen Medien unterscheiden. Diese Aussage scheint zunächst beinahe trivialerweise wahr zu sein. Gute Spiele müssen logischerweise genau das gut machen, was sie zu einem Spiel werden lässt. Dennoch lohnt es sich, an dieser Stelle ein wenig tiefer in die Materie einzusteigen und sich Gedanken darüber zu machen, was denn nun eigentlich Spiele zu etwas Besonderem, zu einem in der Tat einzigartigen und an sich erforschenswerten Medium macht. Dieser Ansatz läuft schließlich auf die Frage hinaus, was auf fundamentaler Ebene hinter Spielen als “ästhetische Form” (geprägt durch Frank Lantz, Leiter des Game Centers der New Yorker Universität) steckt und sie von anderen in diese Kategorie einzuordnenden Medien abhebt. Im Folgenden soll ein möglicher Ansatz zur Beantwortung dieser Frage präsentiert und zudem auf unter dieser Prämisse möglicherweise aufkommende Gefahren eingegangen werden.
Ist “Free-To-Play” der größte Euphemismus der Spielegeschichte?
“Free-To-Play”-Spiele (F2P) scheinen auf den ersten Blick der Alptraum eines jeden ernsthaften Spielers zu sein: Fortschritt soll durch das kontinuierliche Zahlen harter Euros für virtuelle Verbrauchsgüter erzielt werden. Die eigentliche Interaktion mit dem System spielt nur noch am Rande eine Rolle. Jegliche kompetitive Komponenten entsprechen scheinbar zwangsläufig dem “Pay-To-Win”-Konzept. Dass und wie es auch anders geht, soll im Folgenden anhand zweier erfolgreicher Beispiele aufgezeigt werden: Path of Exile und Die Verdammten. Beide eröffnen sich durch ihr spezifisches Design Möglichkeiten der F2P-Monetarisierung, die sich zunächst nicht anhand der üblichen Probleme des Modells kritisieren lassen. Ob der F2P-Ansatz und seine Implikationen für das Game-Design deshalb gänzlich “freizusprechen” sind, ist jedoch eine andere Frage.
Seit wenigen Minuten ist Path of Exile in der offenen Betaphase angekommen und schickt sich an, den Action-RPG-Thron, den sich momentan Diablo 3 (Verkaufsschlager) und Torchlight 2 (Sieger der Herzen) teilen, im Sturm zu erobern. Warum? Das Spiel nimmt sich selbst sehr ernst und scheut nicht davor zurück, den Spieler vor schwierige Entscheidungen und offenkundig nach außen getragene Komplexität zu stellen. Ein erfrischender Unterschied zu den oft übersimplifizierten und auf bunte Knalleffekte ausgelegten Konkurrenten. Das Debüt von Grinding Gear Games versteht sich als Spiel von (Action-RPG-)Fans für Fans.
Doch es gibt noch einen weiteren guten Grund, warum Path of Exile vermutlich äußerst erfolgreich laufen wird: Es ist Free-to-Play, jedoch keinesfalls Pay-to-Win! Es ist komplett kostenlos zu spielen und es können – im Gegensatz zu so ziemlich allen anderen F2P-Titeln – keine Dinge erworben werden, die dem Käufer bzw. einem seiner Charaktere einen spielerischen Vorteil verschaffen.
Was kann denn dann erworben werden? Lustige bis coole Pets, die einem – ohne zu kämpfen – nachlaufen, pompöse Effekte für Waffen und Rüstungen, alternative Skill-Animationen (z.B. lässt sich der Standard-Feuerball durch einen fliegenden Drachen ersetzen), Tänze etc. Die sinnvollsten dieser Micro-Transactions stellen wohl noch die zusätzlichen Truhenplätze bzw. Premium-Truhen für das (organisierte) Lagern von Gegenständen dar – obwohl man auch hier standardmäßig mit vieren solcher Slots bedacht wird und auch damit das komplette Spiel gut bestreiten kann. Auch zusätzliche Charakterslots lassen sich käuflich erstehen, jedoch sollten 90% aller Spieler mit den 24(!) anfänglichen auskommen.
Bei all diesem erstmals wahren Free-to-Play stellt sich die Frage, ob die Entwickler denn auf diesem Wege Geld verdienen können. Davon ist jedoch auszugehen. Immerhin haben ca. 200 Leute bereits 1000 $ für den Zugang zur geschlossenen Beta bezahlt, obwohl dieser auch für 15 $ zu haben war. Aber für einen Tausender gab es ein diamantenes Kiwi-Pet (yeah!), allerlei Schnickschnack und ein persönliches Unique-Item im Spiel. Grinding Gear Games setzt ganz auf die Qualität ihres Spiels, um die Leute zu Fans und damit zu willigen Käufern von (vor allem) optischem “Bling” zu machen. Ob das funktionieren wird? Ich denke schon. Darüber hinaus keimt mit Path of Exile die Hoffnung auf eine neue Generation von Free-to-Play-Titeln, die viel weniger nach Abzocke (Pay-to-Win eben) aussehen als bisher.
Und hier noch der Open-Beta-Trailer, um die Wartezeit beim Download von den doch recht stark ächzenden Servern zu verkürzen! 🙂